2^10 = 10^3: Rip Off (aka Abzocke)

Wie viele Byte fasst eine Festplatte, die mit einer Größe von einem Terabyte ausgezeichnet ist? Oder anders gefragt: Wenn ich exakt ein Terabyte an Daten habe und mir eine Festplatte kaufe, die mit „1TB“ ausgezeichnet ist… warum zum Teufel passen meine Daten da nicht drauf?

Ganz einfach. Irgendwann in der Historie der Informatik muss es mal ein paar Arschlöcher gegeben haben, die der Meinung waren, dass ein Kilobyte exakt 1.000 Byte sind. Dass das völliger Irrsinn ist, ist eigentlich jedem klar. Niemand, ich betone, niemand, der bei Verstand ist, würde jemals auf die Idee kommen, die Mengeneinheit „Kilo“ im Zusammenhang mit der Größe „Byte“ als 1.000 bzw. 10^3 anzugeben. Es war, ist und bleibt imanent, dass Byte eine binäre Einheit darstellen und Größenangaben wie „Kilo“, „Mega“ usw. deshalb in diesem Zusammenhang als 1.024 bzw. 2^10 zu interpretieren sind.

Nur, damit niemand auf dumme Gedanken kommt, möchte ich das noch einmal klarstellen: Wenn es um binäre Werte wie Bits und Bytes geht, müssen sich Mengenangaben wie „Kilo“, „Mega“, „Giga“ usw. auf die Basis 1.024 bzw. 2^10 beziehen. Ein Kilobyte = 1.024 Byte. Ein Megabyte = 1.024 Kilobyte = 1.024*1.024 Byte = 1.048.576 Byte. Alles andere geht nicht, wäre vollkommener Irrsinn und würde so ziemlich alles durcheinander bringen, auf dem unsere heutige Informatik basiert.

Mit dem gesunden Menschenverstand ist das natürlich so eine Sache, wenn sich Marketingfuzzis einmischen. Ich muss gestehen, dass ich die genauen historischen Zusammenhänge nicht kenne. Aber aus heutiger Sicht spricht vieles dafür, dass eines Tages die Marketingfuzzis der Festplattenhersteller auf die Idee kamen: „Hey, wenn wir die Größe der Festplatte nicht auf Basis 1.024 angeben, sondern auf Basis 1.000, dann scheint unsere Festplatte ein Stück größer zu sein als jene der Konkurrenz, auch wenn beide Produkte exakt die gleiche Anzahl an Bytes fassen“. Da ließ sich dann die Konkurrenz nicht lumpen und rechnete fortan gleichfalls auf der falschen Basis. Wie stark die erwarteten Größen von den tatsächlichen Größen abweichen, illustriert z.B. ein Eintrag in der Wikipedia: Größenunterschiede zwischen Dezimalpräfix und Binärpräfix – bei den inzwischen erhältlichen Terabyte-Festplatten gehen dem Konsumenten 10% verloren.

Dies mag nicht der Ort sein, Bundesregierung und Europäische Union zu krisitisieren. Andererseits… welch besseren Ort könnte es geben als ein Blog? Die Bundesregierung und die Jeden-Pfurz-Regulierer der EU sind bereit, Firmen und Konzerne für den vagen Verdacht einer Preisabsprache zu verknacken oder für die Bündelung selbst entwickelter Webbrowser mit selbst entwickelten Betriebssystemen. Aber dass Festplatten mit falschen und irreführenden Größenangaben in Europa und insbesondere in Deutschland verkauft werden dürfen, wo sonst ein falscher oder vielleicht auch einfach nicht vorhandener Pups im Impressum des eBay-Shops zu Abmahnungen und folgenden Verurteilungen führt, das passt einfach nicht zusammen.

Das Problem ließe sich recht leicht beseitigen: Eine deutsche Richtlinie bzw. ein deutsches Gesetz, was im Zusammenhang mit „Bits“ und „Bytes“ bei Größenangaben wie „Kilo“, „Mega“ und „Giga“ die Basis 1.024 vorschreibt und die Basis 1.000 verbietet, würde das Problem recht fix beheben. Eine entsprechende EU-Richtlinie könnte ganz leicht einen internationalen Vorbildcharakter erreichen.

Stattdessen scheint es, dass viele ansonsten vernunftbegabte Leute einen anderen Weg gehen möchten: Anstatt ein Kilobyte als 1.024 Byte zu definieren, möchten sie lieber „Kilo“ als 1.000 definieren, egal ob es nun um Tonnen, Gramm oder Bytes geht. Damit man die Binären Einheiten zweifelsfrei zuordnen kann, soll es stattdessen neue Größenangaben geben: „Kilo Binary Bytes“ bzw. „KiBi Bytes“ bzw. „KiB“, gefolgt von MiB, GiB und Co.

Dieser Quatsch wurde schon längst zertifiziert und standardisiert. Im Wikipedia-Artikel liest man aber auch: „Die Akzeptanz für diese IEC-Binärpräfixe ist in der IT-Branche bis heute gering.“ Gemeint mit „IEC-Binärpräfixen“ sind „KiB“ und Co, also genau der Blödsinn, der von Anfang an keine Existenzberechtigung hat, weil (s.o.) kein vernunftbegabter Mensch je auf die Idee käme, im Zusammenhang mit Bits und Bytes die Basis 10^3 anzuwenden. Es stimmt also: Meine Akzeptanz, irgendwas als „MiBiBytes“ zu bezeichnen anstatt „Megabytes“ ist äußerst gering, weil es meiner Meinung nach die gleiche Menge an Bytes bezeichnet.

Was stattdessen eine neue Bezeichnung bräuchte, wäre die Verwendung von 10^3 als Basis für „Kilo“ und Co. im Zusammenhang mit Bits und Bytes. Mein Vorschlag: ROB für „Rip Off Bytes“, und folgend KROB, MROB, GROB etc.

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