Windows 7: Der große Wurf…

… lässt noch etwas auf sich warten.

Jedenfalls habe ich nebenbei zum ersten Mal einen Rechner mit Windows 7 unter den  Fingern. Von Dell ist das gute Stück, richtig ordentlich ausgestattet und trotzdem recht leise. Ich muss ja gestehen, dass ich um Windows Vista einen riesigen Bogen gemacht habe und nur selten für Freunde oder Bekannte versucht habe, beispielsweise WLAN zum Laufen zu bringen. Womit ich üblicherweise fulminant gescheitert bin, weil Vista dann irgendwann erkannte, dass das WLAN kaputt ist, mir aber eine Reparatur anbot. Nach der Reparatur funktionierte es aber immer noch nicht, sodass wir uns eine Zeit im Kreis drehten, bis ich die Operation für gescheitert erklärte und empfahl, die Freiheiten eines WLAN zugunsten der guten, alten, seit langem erprobten kabelgebundenen Verbindung aufzugeben.

Der erste Eindruck von Windows 7: Es sieht genauso aus wie Vista, stellt ähnlich unsinnige Fragen, aber es funktioniert wenigstens. Der Bildschirm flackert diesmal nicht mehr bei der Installation, sondern erst beim Erstellen des Leistungsindex – ein tolles Feature, das 5 Minuten intensiv arbeitet und im Fall des neben mir stehenden Rechners den Wert 5,9 ausspuckt. Ich nehme an, das ist nicht schlecht.

Wobei das vorinstallierte  Symantec Security Center meiner Meinung nach ziemlich langsam lief. Alles, was ich wollte, war, den Dialog ohne Admin-Tricks zu beenden. Ich sagte also, dass ich der EULA nicht zustimme, worauf die „Weiter“-Schaltfläche rot hinterlegt wurde. Ich konnte sie nun aber wenigstens anklicken. Dann dauerte es aber ca. 10 Sekunden, bis ich im nächsten Dialog drauf hingewiesen wurde, dass die Software leider nicht arbeiten kann, wenn ich der EULA nicht zustimme und dass ich bitte „Zurück“ wählen sollte, um das Problem zu beheben.
Prima, dachte ich mir, vielleicht kann ich ja nun die Option wählen, dass ich die Software nutze, obwohl ich die EULA nicht akzeptiere. Aber irgendwie begannen wir uns wieder im Kreis zu drehen: Ich wollte die EULA nicht akzeptieren und die Software wollte unter diesen Bedingungen nicht arbeiten. Immerhin gab es nun auch eine „Schließen“ Schaltfläche, sodass ich halbwegs sauber und ohne STRG+ALT+ENTF aus der Nummer rauskam. Vermute, Symantec wird demnächst fragen, ob ich der EULA doch noch zustimme, damit es endlich seine Arbeit aufnehmen kann.

Und sonst? Ich finde, Windows 7 sieht ein bisschen aus wie das neue ZDF-Nachrichten-Studio: Im Hintergrund ist immer irgendwas dezent animiert, und die halb-transparenten Titelleisten bieten neben dem „Hey, wir haben transparente Elemente im Betriebssystem!“-Effekt eigentlich auch keinen Mehrwert. Meiner Meinung nach war ja der Farbverlauf, den Windows 98 in den Titelzeilen eingeführt hat, ein wesentlich größerer Wurf.

Was mir noch auffällt: in den ganzen Warn- und Meldungsfenstern wird dauernd der Text abgeschnitten. Das wäre ja nicht so wild, wenn man die Fenster wenigstens in der Größe anpassen könnte, aber wie das geht – wenn überhaupt – habe ich noch nicht herausgefunden.

Ich denke mal, wenn Microsoft diesen Weg weiterhin beschreitet, dann darf man einigermaßen optimistisch auf Windows 8 schauen, denn das Problem mit den abgeschnittenen Texten bekommen sie bis dahin sicherlich auch noch in den Griff. Bis dahin habe ich aber den Eindruck, dass Windows XP mit dem klassischen Theme nach so vielen Jahren zwar wirklich etwas langweilig aussieht, aber die Kinderkrankheiten von Windows 2000 hat es eigentlich ganz gut in den Griff bekommen. Windows 7 braucht da wohl noch ein paar Jahre. Naja, von Microsoft sollte man halt einfach nicht zu viel erwarten.

Was macht man also nun mit einem frischen Rechner? Ein wenig im Netz stöbern wäre ja mal eine Idee. Auf der von Dell voreingestellten Startseite mogelt sich aber irgendein – ebenfalls abgeschnittenes – Popup in den Vordergrund und erklärt mir, welche Daten jetzt an Microsoft gesendet werden. Finde ich gut, dass ich darüber informiert werde. Wobei ich es ja eigentlich besser fände, wenn gar keine Daten an Microsoft gesendet würden und man mir deshalb auch das Popup ersparte.

Nungut, erstmal eine leere Startseite eingestellt, dann mal schnell Firefox installieren. Anstatt die .exe umständlich zu speichern und dann anschließend am Speicherort auszuführen, wählte ich beim Download die Option, die Datei direkt auszuführen. Daraufhin klappte aber erstmal ein Dialog der Benutzerkontensteuerung auf und fragte mich, ob ich die Datei wirklich ausführen möchte (wie üblich war der Pfad zur Datei abgeschnitten und deshalb nicht lesbar). Das Witzige: Als Speicherort der Datei wurde die lokale Festplatte genannt. Was ja genaugenommen korrekt ist, denn dort wurde die Datei gepuffert. Aber wo ich sie doch gerade aus dem Netz geladen und eigentlich direkt von dort ausgeführt hatte, fand ich die Angabe ja doch verwirrend.

Aber vor allem: Was will das System von mir? Ich lade eine Datei runter und sage gleich beim Speichern-Dialog, dass ich sie ausführen will. Und dann fragt der Rechner, ob ich die Datei wirklich ausführen will? Is‘ der doof? Natürlich will ich sie jetzt auch wirklich ausführen.

Solange Microsoft nicht unterscheiden kann, welche Dateien ich ausführe und welche Dateien dank einer Sicherheitslücke in von irgendwem anders ausgeführt werden, sollten sie denke ich weniger Energie aus transparente Titelleisten verwenden und mehr Energie darauf, ein vernünftiges Betriebssystem zu entwickeln. Ich meine, den meisten Frickelbutzen kann man sowas ja durchaus nachsehen, denn im Detail betrachtet ist es gar nicht leicht zu unterscheiden, ob die Anforderung nun von einem Menschen kam oder von Schadcode, der sich ins System mogeln will. Aber vom Weltmarktführer… sollte man doch erwarten, dass sie dieses Problem nach ein paar Jahren mal langsam in den Griff bekommen.

Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass es sich auch bei Windows 7 um eine ziemlich unausgereifte Bananensoftware handelt, die man bestenfalls als Beta-Version betrachten sollte, eigentlich eher als mittlere Alpha. Wenn Microsoft endlich mal ein funktionierendes Betriebssystem auf den Markt bringen will, haben sie bis Windows 8 noch eine ganze Menge Arbeit vor sich.

Achja: Wenn man die Arbeitsgruppe im Windows-Netzwerk ändert… ist immer noch ein Neustart erforderlich.

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2 Kommentare »

 
  • 1
    Dastan says:

    Ja ja, mit Windowski ist das schon so ein Wechselbad der Gefühle.

    Einerseits möchte ich ja mal sagen, dass ich mit Blick auf die letzten Jahre auch einiges Positives über das Betriebssystem des Marktführers berichten könnte. Letztendlich läuft es ja. Wenn man denn mal endlich alles so eingerichtet hat, dass es passt – zwar nach oftmals nervigen und langen Quälereien mit Treibern, Tools, nicht gefundenen Optionen, undurchsichtigen Unterunteruntermenüs und ewigen Recherchen in irgendwelchen Foren.

    Anderseits: den wirklich großen Wurf erwarte ich mittlerweile gar nicht mehr von Microsoft. Jetzt könnten sie noch anfangen, bei Apple abzugucken. Ich habe mir mal erhofft, dass es mal ein richtiges „Cleanup“ gibt. So ein frisches System, in dem man schon bei der Installation merkt: „Hey, locker, schnell und fluffig.“ Kein alter Ballast. Ohne viel Schnörkel. Aber eine Eierlegende Wollmilchsau wird nie locker, schnell und fluffig sein. Die muss gemässtet werden, sie soll ja schließlich von Haus aus alles für jeden bieten.

    Zur Optik: Jedes Design nutzt sich mal ab, darum: je einfacher und schlichter, desto länger ist es haltbar. Das hat bei Win7 wieder nicht geklappt.

    Warum bringen oberreiche Herren wie Gates/Ballmer/Jobs eigentlich nicht verschiedene Betriebssysteme auf den Markt, von mir aus auch unter anderen Namen. Bei der Kohle müssten doch mehrere gute Entwickler-Teams möglich sein. Und mit verschiedenen Varianten meine ich nicht Home, Premium, Profi, Ultimate, Super und Deluxe, die im Grunde eh alle gleich sind, zumindest mit irgendwelchen Tricks aus der ‚Computer Bild‘. Ich meine grundlegende Unterschiede, angefangen bei der benutzerdefinierten Installation, wo ich wählen kann, welche Dienstprogamme, Tools und Designs ich tatsächlich haben möchte.

    Da könnte es doch Versionen geben für
    – Hausfrauen, Rentner und Behinderte (z.B. „Einfach“)
    – Kaufleute, Manager und Sekretärinnen (z.B. „Arbeit“)
    – Gamer, Entwickler, Administratoren (z.B. „Daddel“)
    Natürlich wären Features untereinander austauschbar (kostenlos oder gegen einen kleinen Obolus). Wichtigste Voraussetzung für alle: Freiheit.

    Hier noch mal einige Dinge, die ich bei Windows (XP/7) für gut befinde:
    – viele schöne Zusatztools (3rd-Party), die den PC-Alltag leichter/effizienter machen
    – Flexibilität, was die Optik und Bedienbarkeit betrifft (auch die transparenten Balken kann man abschalten, ich hab mich mittlerweile dran gewöhnt)
    – flexibel im Umgang mit unterschiedlicher Hardware
    – irgendwie krieg ich alles zum Laufen, was laufen soll
    – seit XP und 7 (Vista kenn ich nicht) läuft es ziemlich stabil
    – Virenprobleme: nie wirklich gehabt
    – letzlich steht und fällt es doch auch mit den Programmen, die man für das System bekommt (auch wie man dran kommt 😉 und da siehts für Windows auch nich schlecht aus

    Fazit: Eigentlich hat sich nicht viel geändert. Seit ich mit Windows 7 arbeite(n muss), sind mir weder besondere Vorteile noch abwertende Nachteile aufgefallen. Alles in allem läuft es wie XP, ausser dass der Bildschirm einmal kurz schwarz wird, bevor etwas installiert werden kann oder der Task-Manager geöffnet wird (komisch). Durch den XP-Mode laufen sogar all meine alten Programme und kleinen Tools. Es unterstützt auch mehr Arbeitsspeicher. An der Optik beurteile ich ein Betriebssystem zwar nicht mehr, aber der Vista/7 -Look haut mich nicht vom Hocker (trotzdem besser als Standard XP). Der Look vom MacOS übrigens auch nicht. Darauf kommts halt nicht wirklich an. Interessant finde ich hingegen die Menüführung im neuen „Windows 7 Phone„, wobei man auch hier merkt, dass die Hersteller von Mobiltelefonen dem Vorreiter (das Ding von Apple) nacheifern. Doch das ist ein anderes Thema.

  • 2
    Trittbretttreter says:

    Ein paar kurze Gedanken dazu:

    Kann es den großen Wurf bei einem Betriebssystem noch geben? Ich denke, ja. Ich denke, bei MacOS X kann man sich eine Menge abgucken, weil Apple zwei Dinge richtig gemacht hat, die Microsoft meiner Meinung immer noch total versemmelt:
    1) Sie haben nach MacOS 9 einen sauberen Schnitt gemacht und den ganzen alten Mist weggeworfen (und trotzdem einen Weg gefunden, alte Programme in der Übergangszeit nutzbar zu machen)
    2) Sie haben klare Design- und Gestaltungsrichtlinien rausgegeben, an die sie sich selbst halten und die sie bei Bedarf erweitern – und damit auch den Anwendungsentwicklern zur Verfügung stellen.

    Mein Hauptproblem mit MacOS X ist die Ideologie, dass ich nicht von einem geschlossenen System zum nächsten wechseln will und ich die Politik von Apple inzwischen bedenklicher finde als so manches, was M$ in der Vergangenheit an Mist verzapft hat. Und das andere Hauptproblem ist der Mangel an Spielen. Ich meine, man kann ja fast jedes Tool ersetzen und durch den BSD-Unterbau ist man bei MacOS X echt flexibel, wenn es ein wenig in die Unix/Linux-Richtung gehen soll. Aber MacOS X und Linux kranken daran, dass es kaum Spiele dafür gibt. Und bevor ich mir wegen der Spiele noch so eine hässliche Konsole hinstelle, konvertiert der Papst zum Islam.

    Kann es also den großen Wurf geben? Ich denke ja, auch wenn ihn bis jetzt noch keiner hatte. In erster Linie sollten wir uns alle (User, Anwendungsentwickler, Systemhersteller) von der Idee verabschieden, dass Betriebssysteme einfach zu bedienen sind. Etwas so hochkomplexes kann niemals einfach bedienbar sein.
    Sobald man den Anwendern klar gemacht hat, dass sie den Umgang mit einem PC genauso wie das Fahren eines Autos lernen müssen, ist schon eine Menge gewonnen.

 

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